MAX COULON
RIDING A HORSE BACKWARDS
Dauer
21.10.— 11.11.2022
Dienstag — Freitag
16 — 19 Uhr
Kuratorin: Kathrin Balkenhol
„Ich mache Skulpturen, als würde ich eine Sprache sprechen, die ich nicht beherrsche“, beschreibt der junge französisch-deutsche Künstler Max Coulon seine Arbeitsweise. „Ich gehe Umwege, um ein Wort heraufzubeschwören, das ich nicht kenne – ich sage ‚Himmel im Raum‘, weil ich nicht weiß, wie man ‚Decke‘ sagt, um einen Satz auszusprechen, den ich an der passenden Stelle gedacht habe, oder um zu versuchen, einen bestimmten Ausdruck zu übersetzen und ihn in der Sprache widerhallen zu lassen, in der er nichts mehr bedeutet.
“ Widerständig, eigen und unbeeindruckt von aktuellen Moden und Trends der Kunstwelt erscheinen die Arbeiten Max Coulons, der im Jahr 2021 an der École Nationale des Beaux-Arts in Paris graduiert wurde und sein Studium in der Klasse von James Rielly begann und schließlich bei Anne Rochette abschloss.
Mit seiner Ausstellung „riding a horse backwards“ in der Galerie Coucou umspielt Coulon eine Erzählung aus dem asiatischen Raum, in der der menschliche Wunsch nach Weiterentwicklung und Fortschritt als rückwärtig belächelt wird: „Du denkst, dass du vorwärts gehst, aber in Wirklichkeit gehst du rückwärts.“ Berührend ist für Max Coulon die Metapher des chinesischen Taoisten, der feststellte, „dass vorwärts eben rückwärts ist; (und) darum (...) rückwärts auf seinem Esel“ saß
.Ist der Reiter verrückt? Nein, er ist nur aus der Reihe getreten und wagt es, die Welt umgekehrt anzuschauen. Gewohntes, Erwartetes und Gebotenes wird plötzlich unwichtig, hinderlich und gegenstandslos. Für den rückwärtigen Reiter ist es ein vertrauensvolles ‚Durch-die-Welt-getragen-werden‘. Er kann das, was vor ihm ist, nicht sehen, nicht erkennen, nicht vorab werten, strukturieren und ordnen. Erst im Moment des Hindurchreitens, kann er das, was um ihn ist, erfahren und fühlen. Dies ist eine vertrauensvolle Begegnung mit der Welt und zugleich Widerstand gegen das in ihr so unverbrüchlich Gefügte und Geordnete. Der Ritt verkehrt herum auf dem Esel beschreibt metaphorisch Max Coulons künstlerische Arbeitsweise: „So mach ich das immer im Atelier, um Skulpturen zu schaffen, die gegenteilige Emotionen zusammenbringen können“, denn seine Kunst entsteht aus der spielerischen Erkundung des Möglichen, aus dem zugehen auf die Dinge ohne Absicht. Dieses freie Spiel ohne vorgelegte Regeln und Zwecken ist es, was Max Coulons Arbeiten zugleich tragisch und lustig, schwer und leicht macht. Seine Skulpturen und Plastiken sind ebenso erschreckend wie zuckersüß, sie sind eine „Kollision von Objekten, Proportionen, Gefühlen und Referenzen.“
Max Coulon wurde mit dem Kunstpreis der Prix des amis des Beaux Arts de Paris ausgezeichnet.